Vortrag: Julia Bee – Die Collage und die Couch des Armen

Vortrag mit Julia Bee am 4. Juni 2021

Im Rahmen der interdisziplinären Arbeitstagung ›Szenen des Sexuellen: Spielfilme als Analytiker:innen‹ an der Universität zu Köln.

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Zum Vortrag »Die Collage und die Couch des Armen. Von partizipativer zu aktivistischer Analyse«

In »Die Couch des Armen« entwirft der Aktivist und Psychiater Félix Guattari eine transversale Filmanalyse. Der Film selbst wird zum Alltags-Therapeuten, für die, die arm genannt werden, also keine Therapie bezahlen können oder wollen. Der Film besteht für Guattari aus Subjektivitäten, die gesellschaftliche Heilungsprozesse auslösen können. Um Heilung geht es heute auch häufig in postkolonialer Perspektive, wenn Restitution, Rassismus, Anerkennung von traumatischer Vergangenheit und damit Gegenwart und Landraub verhandelt werden. Indigener Film kann etwa Heilung für kulturelle Traumata sein, wie Adam Szymanski ausführt. Für den Begriff der Therapie oder Heilung möchte ich an diese postkolonialen Einsätze anknüpfen und fragen, inwiefern Guattaris Begriff des Films als Produzent von Subjektivitäten methodisch empirisch weitergedacht werden kann. Wie könnten Workshops aussehen, die sich mit Rezeption kollektiv auseinandersetzen und so Kollektivität medial produzieren? Wie könnte wiederum eine activist research ansetzen, die keine Ergebnisse abschöpft, z. B. wie eine beforschte Person einen Film versteht oder rezipiert, sondern interventionistisch verfährt. Statt extraktivistischerForschung, die in Rezeptionstudien verbreitet ist, möchte ich mir noch einmal mein Dissertationsprojekt ansehen und selbstkritisch weiterentwickeln, wie daraus eine aktivistische Forschung entstehen können. Ich möchte zur Idee der Collage als Methode der Zuschauer*innenforschung zurückkehren und diese an die partiellen Affekte und Perzepte anschlussfähg machen, die Guattari so zentral für eine nicht auf Sprache beschränkte Schizoanalyse fand. Der Fokus auf Affekte stellt das Heterogene und Widersprüchliche in den Vordergrund und knüpft an innere und äußere, persönliche undpolitische Konflikte an. Denn in der Schizoanalyse geht es nicht um Reproduktion, sondern um die Produktion von Subjektivitäten – und damit um Intervention.



Zeit: 4. Juni 2021, 16.00–16.45 Uhr
Ort: Online

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