III Affekt, Materialität und Medialität

1. - 3. November 2018

Affekt

Grafik: Paweł Czerwiński auf Unsplash.com

Das dritte Forschungstreffen vom 1. - 3. November 2018 diente zur Diskussion der Affektfrage unter der Perspektive der Materialitäten und Medialisierung. Künstlerische Prozesse der Verhandlung und Bearbeitung von Affekten gilt es nicht als unmittelbar, sondern als medialisiert, medialisierend und darin immer als materialisierend zu betrachten. Auf Basis vorbereitender Diskussionen wurden zwei miteinander verbundene und dennoch unterschiedlich gelagerte Erkenntnisinteressen bezüglich des Affekts angenommen. Dabei wird Affekt einerseits als Potential oder Virtualität verstanden und andererseits als Weise der sensiblen Gerichtetheit zur Welt und zu Anderen. Unter der Perspektive der Relationalität lassen sich diese Ansätze sehr gut verbinden. Ausgangspunkt ist die These, dass nicht nur verstärkt in der zeitgenössischen Kunst Affekte verhandelt werden, sondern auch in der künstlerischen Forschung. Auch künstlerische Forschung wird durch ein Spannungsverhältnis zwischen bestimmten Dichotomien geprägt, die uns in der Debatte um ein anderes Wissen immer wieder heimsuchen: Ratio und Affekt, Sensibilität und Reflektion, Körper und Geist, Denken und Fühlen, Spontaneität und Reflexivität.
Affekt heißt auch Aisthesis und ist insofern politisch, als die Aisthesis die Wahrnehmung und damit Intelligibilität hervorbringt oder intensiviert und damit unser Denken vorbegrifflich infiziert. Daraus ergibt sich in jüngerer Zeit auch eine stärkere Beachtung der Politik des Affekts, der subkutanen Beeinflussung durch Medien und Künste. Kunst kann diese ethische und politische Dimension sichtbar und verhandelbar machen in ihrem je eigenen Metier – nämlich der Komposition von Affekten und damit der Wahrnehmung selbst. Darin verhandelt sie auch den Körper, der ausgesetzt ist in der Welt und mit dieser kokonstitutiv im Werden begriffen ist.
Auch die z.T. problematische Institutionalisierung von künstlerischer Forschung arbeitet sich an den Begriffen Kunst vs. Reflektion, Kunst vs. Text ab – etwa in der Bestimmung des Verhältnisses von theoretischem und praktischem Teil im Ph.-D. Darüber hinaus ist es in der Tat eine politische Aufteilung, die über das Institutionelle hinausgeht, zu fragen: Wo beginnen Denken und Reflexion, ist zweitere außerhalb des Affekts angesiedelt? Von der Seite des Affekts her soll sich also auch die begriffliche Diskussion um künstlerische Forschung ‚angeeignet‘ werden, durch den Affektbegriff geöffnet und so auch jenseits der Instituierung geführt und keineswegs auf die Frage der Ausbildung verengt werden.

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