Situierte Ästhetik. Multiperspektivität in recherchebasierter Kunst
Das Projekt widmet sich recherchebasierten Kunstinstallationen, die globalhistorische Verflechtungen auf komplexe Weise vernehmbar machen. Im transdisziplinär erarbeiteten Material solcher Installationen kommen verschiedenartige Akteure, Stimmen und Perspektiven zum Ausdruck – womit ihnen eine Multiperspektivität zueigen ist, welcher in der globalisierten, von politischen wie ökologischen Gefahrenlagen geprägten Gegenwart eine hohe epistemische und ethische Relevanz zukommt.
These des Projekts ist, dass recherchebasierte Kunstinstallationen mit ihrer immanenten Multiperspektivität nicht nur ein dominanzkritisch-relationales Erkenntnispotential besitzen, sondern sie damit auch neuartige, nämlich ihrerseits multiperspektivisch situierte Formen der Kunsttheorie fordern.
Vor diesem Hintergrund erarbeitet das Projekt eine differenz- und verflechtungssensible »situierte Ästhetik«. Hierfür verschränkt es eine experimentelle Theoriepraxis, die partizipativ in multiperspektivischen Gruppenrezeptionen entwickelt wird, mit einer kunstphilosophischen Praxistheorie, die dem Umstand Rechnung trägt, dass in Produktion wie Rezeption von recherchebasierter Kunst heterogene Situierungen einfließen. So zielt das Projekt zugleich auf eine universalismuskritische Neuausrichtung kunstbezogener Theoriepraxis und auf die Formulierung der Theorie einer situierten Ästhetik, welche die Einsätze einer solchen Praxis im Kontext von Philosophien relationaler Perspektivität (Leibniz, Glissant, Haraway, Stengers) diskutiert.