Publikation: Knut Ebeling u.a. – Graupen und Graupel

Veröffentlichung von Knut Ebelings Sammelbandbeitrag »Graupen und Graupel. Unterbrechungen aus heiterem Himmel«

nocture_Oktober

Als Teil des Sammelbandes Zukunft, gefaltet. Choreographien des Als-Ob, herausgegeben von Martina Bengert, Jörg Dünne und Max Walther, erscheint im Oktober 2021 ein gemeinsam mit Gomez/Therman und Michael Cuntz verfasster Beitrag von Knut Ebeling .

Auszug des Beitrags

»Wie beginne ich einen Text über das Unterbrechen, ohne mich selbst sofort zu unterbrechen? Wie beginne ich ein Unterbrechen, anfangend unterbrechen, unterbrechend anfangen? Wie kann ich das Unterbrechen schreiben, wenn das Schreiben selbst eine Unterbrechung bedeutet? Einen Text nicht schreiben, sondern stottern? Man könnte aus dem Unterbrechen ein Verfahren machen und schreibend immer wieder neu anfangen, immer wieder unterbrechen, so wie Nietzsche einem Statement Batailles zufolge: ›Er verfuhr nach Einfällen, in alle Richtungen seine Fähigkeiten ausspielend, sich an nichts bindend, immer wieder anfangend, nicht Stein auf Stein setzend.‹ Natürlich ist es kein Zufall, dass Bataille an dieser Stelle ausgerechnet Nietzsche erwähnt, den Pionier dessen, was Blanchot einmal als ›die fragmentarische Schrift‹ bezeichnet hat; folgt man diesen Überlegungen, hätte man also zwei Schreibweisen, zwei Ästhetiken des Anfangens, eine ›Stein auf Stein setzende‹, systematische Schreibweise, die irgendwo anfängt, einen Stein hinzusetzen und die mit jedem nächsten rechnet, eine berechnende Schreibweise, und dem gegenüber ein unberechenbares Schreiben,  nach Einfällen, in alle Richtungen seine Fähigkeiten ausspielend, sich an nichts bindend, das immer wieder neu anfängt, bis …«

(Cuntz, Michael/Ebeling, Knut und Gomez/Therman: »Graupen und Graupel. Unterbrechungen aus heiterem Himmel«, in: Martina Bengert, Jörg Dünne u. Max Walther (Hg.), Zukunft, gefaltet. Choerographien des Als-Ob, Berlin/Weimar: nocturne 2021, S. 53-92 , hier S. 54)


Inhaltsbeschreibung des Sammelbandes
»Gründet Werkstätten!« ist eine mögliche Antwort auf die aktuellen Anforderungen, die gerade die Geisteswissenschaften dazu auffordern, sich in politische Diskurse einzuschreiben und diese darüber mitzuschreiben oder mitzugestalten. Unterbrechungen und Neuanschlüsse, das Kurzschließen und Öffnen linearer Fort-Schriften scheint uns hierbei ein möglicher Modus.
Zukunft, gefaltet. Choreographien des als-ob ist das für den Moment im Zeichenhaften stillgestellte Ergebnis einer kollaborativ-experimentellen Schreib- und Denkwerkstatt, an der elf Wissenschaftler:innen und Künstler:innen beteiligt waren. Angelehnt an das surrealistische Spiel Cadavre exquis waren die Mitschreibenden gleichsam Mitfaltende, Unterbrechende wie Unterbrochene: Ausformulierte Ansätze wurden, getaktet und gezeittafelt, fortgeschrieben, letzte Sätze eingefaltet weitergegeben und mitgerissen, woraus sich neue Anschlüsse, lose Enden und schlussendlich neun Textskulpturen ergaben, die die Signatur einer verzweigten Textagentur tragen. Agierende waren dabei nicht allein die Autor:innen oder die flüchtige Autor:innengruppe, sondern ebenso die Spielregeln, die Post und deren Irrwege, die lose im Dazwischen hängenden Anschlüsse, usurpatorische Würfelspiele und nicht zuletzt das Herausgeber*innen-Kollektiv, das als schaltende und verwaltende Instanz aktiv-passiv mitschrieb und (ver-)formte.


Zukunft, gefaltet. Choreographien des Als-Ob erscheint im Oktober 2021 bei nocturne, Berlin/Weimar. Es kann als Taschenbuch für 20€ (über Email an info@nocturne-plattform.de) bestellt werden und ist in digitaler Versionkostenfrei zugänglich.

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